Die Geschichte frühneuzeitlichen Heilwissens hat in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf medizinische
Praxis gelegt, wobei sich vermehrt auf archivalische Fallbücher, Notizen, Therapieformen und Rezepturen gestützt
wurde. Dieser Vortrag verlagert den Schwerpunkt der frühneuzeitlichen Rezeptmanuskriptbücher und der
menschlichen Gesundheitsfürsorge auf die von Tieren. Auch wenn sich die Veterinärmedizin als Disziplin erst im
19. Jahrhundert entwickelte, so wurden kranke oder verletzte (Nutz)tiere seit eh und je her geheilt, jedoch
wissen wir noch recht wenig darüber.
Dieser Vortrag fokussiert sich auf die Krankheiten und Therapieformen
von Pferden im Paris des Grand Siècle, ausgehend von dem umfangreichen archivalischen Nachlass des Hofarztes
Noël Vallant (1632–1685), der in Paris in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätig war. Vallant war nicht
nur für seine menschlichen Patient:innen zuständig, sondern seine Archive lassen auch eine Vielzahl an
Einblicken in das Heilen von Tieren, insbesondere von Pferden, zu. Ergänzt werden Vallants Archive durch
gedruckte Abhandlungen, die die Pferdepflege inkl. Krankheiten und Heilmethoden im frühneuzeitlichen Frankreich
betreffen. Hier wird ein besonderes Augenmerk auf dazugehörige materia medica gelegt. Der Beitrag überdenkt die
Aufgaben eines frühneuzeitlichen Hofarztes, indem er sie um frühe Tierheilkunde erweitert.