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Alexander Silaen (Universität Wien):

Koloniale Ökologien: Insekten, Plantagen und Wissensproduktion in Sumatra

Die kolonialen Geschichten von Insekten auf Sumatra verdeutlichen, dass Kolonialismus eine umfassende epistemische, ökologische und ökonomische Umwälzung war. Im späten 19. Jahrhundert wurden Wälder und Tieflandebenen der Ostküste durch europäische Tabakplantagen radikal verändert, was neue Begegnungen zwischen Menschen, Pflanzen und nicht-menschlichen Tieren schuf.

Innerhalb der Plantagenökologien wurden nicht-menschliche Tiere zu "Schädlingen", Gesundheitsrisiken oder "wissenschaftlichen Objekten" erklärt. Nicht nur Insekten, sondern auch Elefanten, Affen, Schlangen und Vögel gerieten in Konflikt mit der expandierenden Plantagenökonomie. Koloniale Infrastrukturen erleichterten nicht nur den Tabaktransport, sondern auch das Versenden von Heuschrecken, Libellen, Motten und Käfern in europäische Museen und Zoos sowie in Siedlerinnenkolonien. Gleichzeitig wurden Schlüpfwespen aus den USA über Amsterdam nach Sumatra gebracht, um Tabakfalter zu bekämpfen.

Zur Kontrolle dieser Bedrohungen kolonialer Profite wurden agrochemische Experimente durchgeführt: Pestizide, Moskitonetze und Sprühgeräte sollten die fragilen Monokulturen schützen. Die kolonialen Versuchsstationen wie die Deli Proefstation in Medan dokumentierten "Insektenangriffe" in Publikationen und europäischen Fachzeitschriften wie der Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. Indonesische Namen für nicht-menschliche Tiere, die auf lokalen Wissenssystemen beruhten, wurden oft in koloniale Taxonomien überführt und überschrieben.

Diese Verflechtungen zwischen Wissenschaft, Plantagenwirtschaft und ökologischen Umbrüchen zeigen, dass koloniale Wissensproduktion eng mit der Neustrukturierung von Landschaften und der Kategorisierung nicht-menschlichen Lebens verbunden war. Der Beitrag untersucht diese Prozesse anhand kolonialer Quellen und indonesischer Zeitungen, indem Insekten aus Sumatra zentriert betrachtet werden und reflektiert wird, wie sich historiographische Perspektiven auf diese Zusammenhänge verändern müssen.