Die kolonialen Geschichten von Insekten auf Sumatra verdeutlichen, dass Kolonialismus eine umfassende
epistemische, ökologische und ökonomische Umwälzung war. Im späten 19. Jahrhundert wurden Wälder und
Tieflandebenen der Ostküste durch europäische Tabakplantagen radikal verändert, was neue Begegnungen zwischen
Menschen, Pflanzen und nicht-menschlichen Tieren schuf.
Innerhalb der Plantagenökologien wurden
nicht-menschliche Tiere zu "Schädlingen", Gesundheitsrisiken oder "wissenschaftlichen Objekten" erklärt. Nicht
nur Insekten, sondern auch Elefanten, Affen, Schlangen und Vögel gerieten in Konflikt mit der expandierenden
Plantagenökonomie. Koloniale Infrastrukturen erleichterten nicht nur den Tabaktransport, sondern auch das
Versenden von Heuschrecken, Libellen, Motten und Käfern in europäische Museen und Zoos sowie in
Siedlerinnenkolonien. Gleichzeitig wurden Schlüpfwespen aus den USA über Amsterdam nach Sumatra gebracht, um
Tabakfalter zu bekämpfen.
Zur Kontrolle dieser Bedrohungen kolonialer Profite wurden agrochemische Experimente durchgeführt:
Pestizide, Moskitonetze und Sprühgeräte sollten die fragilen Monokulturen schützen. Die kolonialen
Versuchsstationen wie die Deli Proefstation in Medan dokumentierten "Insektenangriffe" in Publikationen und
europäischen Fachzeitschriften wie der Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten. Indonesische Namen für
nicht-menschliche Tiere, die auf lokalen Wissenssystemen beruhten, wurden oft in koloniale Taxonomien überführt
und überschrieben.
Diese Verflechtungen zwischen Wissenschaft, Plantagenwirtschaft und ökologischen
Umbrüchen zeigen, dass koloniale Wissensproduktion eng mit der Neustrukturierung von Landschaften und der
Kategorisierung nicht-menschlichen Lebens verbunden war. Der Beitrag untersucht diese Prozesse anhand kolonialer
Quellen und indonesischer Zeitungen, indem Insekten aus Sumatra zentriert betrachtet werden und reflektiert
wird, wie sich historiographische Perspektiven auf diese Zusammenhänge verändern müssen.