Bereits im physiologischen Experiment des 19. Jh. waren Vorstellungen von musterhaften, aber weitgehend verdeckten Regelmäßigkeiten in Strukturen und Abläufen angelegt, die es qua Experiment offenzulegen galt. Die wiederholte Durchführung von Versuchen an lebendigen Organismen, meist Tieren, in Verbindung mit der systematischen Speicherung der erzeugten Spuren ermöglichte es, gleichartige Verläufe in zeitlichen Prozessen zu identifizieren. Diese Verflechtung von Medientechnik und Organismus wurde im 20. Jh. unter dem Vorzeichen neuer Informationstechnologien (IT) etwa durch die Kybernetik, Bionik oder Biomathematik weitergeführt. Diese betonten die Analogie zwischen biologischen und technischen Prozessen und machten die Mustererkennung zu einem zentralen Paradigma für die Erforschung natürlicher und Entwicklung technischer Systeme. So wie der Kybernetiker Wiener in seinem 1948 publizierten Hauptwerk „Cybernetics“ vermeintlich Heterogenes nebeneinander stellte, versuchten in den 1960er Jahren Bioniker:innen und später „moderne Biomathematiker [...] Aussagen über kausale Zusammenhänge, über einen Wirkungsmechanismus“ biologischer Natur zu machen (Bühler, 1972), bzw. in den 1970er Jahren rechnerische Systeme mit Hilfe biologischer Kenntnisse zu verstehen. Die dabei mitunter praktizierte Verschaltung von Tieren in technische Dispositive des Experimentierens und Messens eröffnet Perspektiven auf die epistemische Funktion animalischer Akteure in der Wissenschafts- und Technikgeschichte. Anhand dreier Fallstudien untersucht die Sektion den Wandel experimenteller Logiken um die Mitte des 20. Jh. – von instrumentellen zu informatischen Ansätzen. Dabei geht sie der Frage nach, wie Tiere als aktive Schnittstellen in der Entstehung neuer Wissens- und Technologieregime fungierten. Sie dienten nicht nur als Versuchsobjekte und epistemische Modelle, sondern auch als Inspirationsquelle für technologische Entwicklungen und als Akteure in der Verknüpfung von Biologie und IT.