Der Vortrag betrachtet einen institutionellen Ursprung der bioakustischen Tierstimmen-Forschung: Die 1951 auf
Engagement von Albrecht Faber gegründete „Forschungsstelle für Vergleichende Tierstimmen- und
Tierausdruckskunde“ in Tübingen. Die entscheidende Wendung, die Fabers Arbeit markiert, ist die Integration von
Tierstimmen in ein technisch-visuelles Dispositiv. Nutzte Faber in seinen Studien zu Lautäußerungen von
Schrecken seit Ende der 1920er Jahre zunächst Notationen und Onomatopoetika, verwendete er in Tierstudien seit
den 1950er Jahren dezidiert neue Medientechnik: Tonband zur Erstellung von Sona- bzw. Oszillogrammen. Im
Unterschied zu phonographischen Tierstimmenaufnahmen, die bereits früher zu Zwecken der Dokumentation archiviert
wurden, war Fabers Forschung von der präzisen Rekonstruktion bioakustischer Codes im Medium der Tonbandtechnik
gekennzeichnet.
Technische Apparaturen erlaubten nicht nur eine genauere Analyse von Tierstimmen, sondern
diese Medien transformierten, was es hieß, in der Tierstimmenanalyse, mit Foucault gesprochen,
„systematisch wenige Dinge zu sehen“. Im Sinne Fabers Arbeitsaufgabe bedeutete dies in der Praxis:
Mustererkennung, die nicht die Bedeutung einzelner Laute zu decodieren versuchte, sondern wiederkehrende
Strukturen und deren Variationen identifizieren sollte. Tierstimmen sind nicht mehr Gesang, sondern in
Fabers Experimentalpraxis, wie zu zeigen ist, eine Informationseinheit geworden.