Im Herbst 1984 erhielt die Max-Planck-Gesellschaft Post von „Tarzan“. In einem Bekennerschreiben erklärte er der
wichtigsten bundesdeutschen Forschungsgesellschaft, die Gründe für seine spektakuläre Tierbefreiungsaktion an
der Universität Münster, bei der unter anderem 21 Affen einer Klinischen Forschungsgruppe befreit wurden, die
von der Max-Planck-Gesellschaft finanziert wurde. Dies war nicht die erste Tierbefreiungsaktion, mit der die
Max-Planck-Gesellschaft zu kämpfen hatte. Das Neue an ihr war allerdings die Öffentlichkeit der Tat, denn obwohl
sie nachts und heimlich vonstatten ging, hielt das „Tarzan“ keineswegs davon ab, diese Aktion zu fotografieren
und die Bilder später meistbietend an die Boulevardpresse zu verkaufen. Vorausschauend organisierte die
Max-Planck-Gesellschaft in Windeseile und noch bevor die Bilder der Aktion publiziert werden konnten, eine
überregionale TV-Pressekonferenz, um ihre Version der Ereignisse an die Öffentlichkeit zu bringen. Hintergrund
für diesen Kampf um Bilder und ihre Deutungshoheit war die anstehende Novellierung des Tierschutzgesetzes, die
die unzureichenden westdeutschen Standards des Tierschutzes an europäische Normen angleichen sollte, die
Max-Planck-Gesellschaft damit enorm unter Druck setzte und schließlich zu neuen Formen von
Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyismus und Wissenschaftskommunikation antrieb.
In meinem Vortrag werde ich den
unterschiedlichen Akteuren dieses Konfliktes – Tiere inklusive – folgen. Dabei lasse ich mich von Donna Haraways
Diktum „staying with the trouble“, leiten, um den Konflikt zwischen Tieren, Forschenden und Tierversuchsgegnern
nicht wegzuerklären.