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Alexa Geisthövel (Charité Universitätsmedizin Berlin):

„Budapest, we have a kidney“: Die Anfänge europäischer Organaustauschorgani-sationen (1965–1980)

Als sich die Nierentransplantation in den 1960er Jahren als klinisches Verfahren zu etablieren begann, war dies mit der Entstehung eines raum- und grenzüberschreitenden Organisationstyps verbunden: Netzwerken zum Austausch von Spendernieren. Da entnommene Nieren nur begrenzte Zeit haltbar waren, stand anfänglich die verkehrstechnische Nähe kooperierender Zentren im Vordergrund. In Europa vernetzten sich beispielweise Hamburger Transplanteure mit ihren dänischen und schwedischen Kollegen, ein anderer früher Verbund setzte sich aus süddeutschen, nordösterreichischen und nordschweizerischen Teilnehmern zusammen. In größerem Maßstab galt Gleiches für die bis heute existierenden transnationalen Organisationen Eurotransplant und Scandiatransplant und die 1991 aufgelöste sozialistische Intertransplant. Andererseits gab es auch nationale (France Transplant, UK Transplant Service) und regionale Lösungen (North Italy Transplant Program) sowie einen gewissen Trend zur nationalen Vereinheitlichung in den 1970er Jahren, unter anderem zur Regelung der Kostenerstattung. Darüber hinaus waren die europäischen Austauschorganisationen sowohl untereinander wie mit ihren Pendants in anderen Teilen der Welt vernetzt, teils über große räumliche Distanzen und die politischen Blöcke hinweg, was hier am Beispiel der DDR veranschaulicht werden soll. Vielschichtige Dynamiken der Grenzziehung lassen sich in dieser komplexen und wandelbaren Konstellation daher prägnant analysieren.