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Tomáš Filip (Charité Universitätsmedizin Berlin):

Medizinische Zusammenarbeit in der Patientenversorgung zwischen zwei Ostblockstaaten

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Kardiochirurgie zu einem eigenständigen medizinischen Fachgebiet. Innerhalb des Ostblocks gelang es der ČSSR, mit den weltweiten Fortschritten mitzuhalten. In den spezialisierten kardiochirurgischen Zentren wurden auch Patienten aus dem sozialistischen Ausland behandelt, für die im eigenen Land nicht immer adäquate Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. So entstand eine Form der medizinischen Zusammenarbeit, die über nationale Grenzen hinausging und als Ausdruck sozialistischer Solidarität galt.

Die persönliche Geschichte von Annette, die 1966 als Sechsjährige in Brno operiert wurde, bietet einen Einblick in diese besondere Kooperation zwischen der ČSSR und der DDR. Ihr Beispiel wirft jedoch allgemeinere Fragen auf, die dieser Beitrag zu klären versucht: Seit wann und unter welchen Umständen existierte diese medizinische Zusammenarbeit? Welche vertraglichen Voraussetzungen und Regelungen gab es, inwieweit musste improvisiert werden? Welche Kriterien entschieden darüber, welche Patienten aus der DDR in der ČSSR behandelt wurden? Wie war die Finanzierung geregelt, und welchen Einfluss hatte der Staat auf diese medizinische Diplomatie? Die Analyse dieser Fragen wird nicht nur versuchen, die Dynamik der professionellen Kooperation aufzuzeigen, sondern verdeutlicht auch die politische Dimension der medizinischen Versorgung im Ostblock.